Selbstständig Geldsorgen

Als Mechaniker Geldsorgen vermeiden

Die meisten Mechaniker machen sich selbstständig, weil sie ihre Arbeit gerne machen und ihr eigener Chef sein wollen. Doch selbstständig zu sein, bedeutet mehr, als nur selbst zu bestimmen wie, wann und was man arbeitet. Man muss sich auch darum kümmern, dass das Geschäft läuft. Das wird oft unterschätzt und ich möchte ein paar Tipps geben, wie man Geldsorgen vermeidet.

Geldsorgen vermeidest du nicht durch Reagieren

Jedes Monat eröffnen in Österreich 30-50 Werkstätten (in Deutschland ca. 10-mal so viele). Leider muss annähernd die gleiche Menge an KFZ-Betrieben aber auch monatlich wieder zusperren. Die meisten davon, weil es sich einfach finanziell nicht ausgeht. Wie läuft so etwas meistens ab? Ein motivierter Mechaniker hat schon immer etwas nebenbei geschraubt und möchte nun den Schritt wagen und sich selbstständig machen. Er kündigt seinen Job, meldet ein Gewerbe an. Dann fängt er einfach mal an zu Arbeiten. Er bekommt schnell Kunden aus der Umgebung. Die Teile kauft er bei verschiedenen Lieferanten. Er schlägt einfach immer 25%, oder 30% auf, weil er glaubt, das passt schon so. Er überlegt sich einen Stundensatz für die Arbeit. Berechnen braucht er den nicht, weil er ja einfach ein bisschen billiger sein kann, wie die Werkstätten in der Umgebung. Er ist fleißig und arbeitet viel. Die Kunden sind zufrieden, weil er gut und günstig ist. Oft schreibt er nicht die ganze Zeit auf, weil er vielleicht mal wo länger gebraucht hat, oder den Kunden gut kennt. Damit der Kunde möglichst wenig zahlen muss, sitzt er oft länger vor dem Computer und vergleicht Einkaufspreise bei mehreren Lieferanten. Es gibt ein Firmenkonto von dem er alle Rechnungen begleicht und die Einnahmen einzahlt. Werkzeug und Maschinen kauft er einfach, wenn er sie braucht. Das muss ja schließlich sein. Es ist immer etwas auf dem Konto, also wird es schon passen. Er weiß nicht genau, wieviel er sich privat nehmen kann, also nimmt er sich einfach möglichst wenig als Gehalt. Er kann privat sowieso nicht viel ausgeben, weil er meistens arbeitet. Er freut sich, weil er es geschafft hat und endlich sein eigener Chef ist. Nach 2-3 Jahren werden die Forderungen von Finanzamt und der Sozialversicherung immer höher und das Geld ist weg. Wie lässt sich das jetzt noch lösen? Leider kaum. Er bezahlt mit Ach und Krach noch die offenen Forderungen, meldet das Gewerbe ab und fängt ohne Kohle wieder irgendwo zu Arbeiten an. Der Staat hat ihn ruiniert! Die kleinen werden immer fertig gemacht! Der Traum ist geplatzt! Was hätte er tun können? Vorher ein paar Kleinigkeiten besser planen und ab und zu mal überprüfen hätte wahrscheinlich schon gereicht! Der Artikel Daran scheitern Selbstständige listet unter den 15 Punkten fast nur Dinge auf, die mit Finanzen und deren Planung zu tun haben. Sevdesk erklärt im Artikel Warum Unternehmer scheitern: 42% finden nicht genug Kunden und 29% der gescheiterten Unternehmer ist das Geld ausgegangen.

Wie kannst du besser planen?

Wenn du folgende Dinge beachtest, hast du viel bessere Chancen, erfolgreich zu sein. Du brauchst dazu keinen Experten, sondern nur ein paar Minuten Zeit, um ab und zu durchzurechnen, ob sich alles gut ausgeht.

Dein gewünschtes Gehalt

Am besten stellt man zuerst fest, welche Gehalt man braucht und rechnet dann rückwärts. Hier solltest du genug einplanen, dass du gut über die Runden kommst, aber Anfangs auch keine Unsummen, weil sich das in der Praxis dann wahrscheinlich nicht ausgeht. Am besten liegst du, wenn du für den Start weniger als dein Gehalt als Angestellter anpeilst.

Schreib dein Wunschgehalt auf und rechne von da weiter!

Hier rechnen wir pro Jahr weiter, also nimm dein monatliches Wunschgehalt mal 12 (oder 14) und Schreibe es ganz oben auf deine Überblicksrechnung.

Steuern und Versicherung

Die Steuern und die Versicherung werden im Nachhinein an den tatsächlichen Umsatz angepasst und es kann zu sehr hohen Nachzahlungen kommen. Wie z.B. der Artikel Insolvenz durch Steuern deutlich macht. Damit dir das nicht passiert, solltest du die Steuern vorher schon ausrechnen. Das muss nicht genau sein. Du brauchst nur eine ungefähre Richtung.

Rechne dein Bruttojahresgehalt (inkl. Steuern und Versicherung) im Schnellverfahren aus, indem du dein Jahresnettogehalt mit 1,5 multiplizierst.

Was sind deine Ausgaben?

regelmäßige Kosten

Was ist monatlich, oder jährlich zu bezahlen? Versuche deine Ausgaben abzuschätzen und schreib eine Liste mit allen Kosten. Damit die Überlegung leichter fällt, hier ein paar Ideen:

  • Miete, Strom, Heizung
  • Telefon, Internet
  • Kosten für das Firmenauto (Versicherung, Wartung, Leasing, …)
  • Steuerberater, Buchhalter
  • Personalkosten
  • Büromaterial (Druckpapier, Briefumschläge, Ordner, …)
  • Versicherungen (Gebäude, Fahrzeuge, …)
  • Werbung (Postwurf, Plakate, Beschriftungen, Webseite, …)

Rechne diese Kosten jeweils für ein ganzes Jahr und addiere sie.

einmalige Kosten

Dinge, die man nur einmal kauft, werden oft übersehen. Eine Hebebühne hält Jahre, aber du musst sie trotzdem irgendwann kauften, reparieren, oder sogar ersetzen. Versuche auch die größeren einmaligen Kosten mit aufzunehmen.

  • Gebäude
  • Fahrzeuge
  • Anlagen
  • Werkzeuge

Diese Kosten solltest du durch die Jahre dividieren, die die Investitionen mindestens halten werden.

Also Beispiel: Eine Hebebühne kostet 20.000€ und hält auf jeden Fall 5 Jahre: Nimm 4.000€ als Kosten in deine Liste auf.

Nachdem du alle Kosten für ein Jahr zusammengerechnet hast, rechnest du einfach nochmal ein viertel als Sicherheit dazu, für alles, was du vergessen hast.

Addiere jetzt alle Ausgaben und dein Bruttojahresgehalt.

Einnahmen

Teile – Einkauf und Verkauf

In Werkstätten wird nicht nur gearbeitet, sondern es werden auch Teile verkauft. Der Verkauf der Teile bewegt sich, je nach Art der Werkstatt zwischen 30% und 70% des Umsatzes. Der Einfachheit halber rechne ich mit 50%. Das sollte für den Start deiner Werkstatt genau genug sein.

Es gibt nicht umsonst einen empfohlenen Verkaufspreis. Verwende ihn! Wenn du deinen Einkaufspreis nimmst und einen Aufschlag rechnest, betrügst du dich selbst. Je länger du dann vor dem Computer verbringst, um das günstigste Teil zu suchen, umso wenig verdienst du damit! Weil auch der Aufschlag kleiner wird, wenn der Einkaufspreis kleiner wird. Wenn du unbedingt unter dem empfohlenen Verkaufspreis bleiben willst, dann gib lieber einen Rabatt auf den empfohlenen Preis, anstatt vom Einkaufspreis hoch zu rechnen.

Nachdem es sinnvoll ist, etwas Sicherheit zu haben, rechnen wir den Gewinn aus dem Teilehandel nur mit 20% ein.

Multipliziere die Summe von vorhin mit 0,8 um deinen Arbeitsumsatz zu errechnen!

Verkaufbare Arbeitszeit und Stundensatz

Das ist nun der Umsatz, den du erarbeiten musst. Damit du deinen Stundensatz bekommst, musst du erst wissen, wie viele Stunden du verkaufen kannst. 10-15 Stunden pro Woche solltest du schaffen. Hier ist auch wichtig, dass du alles aufschreibst und auch alles verrechnest! Die 10, oder 15 Wochenstunden multiplizierst du mit 45 Wochen (52 Wochen weniger Urlaub und Krankenstand), damit du deine verkaufbare Arbeitszeit erhältst. Damit rechnest du dir dann den Stundensatz aus.

Rechne deine Wochenstunden x 45, um die verkaufbaren Stunden zu erhalten und dividiere den Arbeitsumsatz durch die verkaufbaren Stunden.
Damit hast du den netto Stundensatz, den du mindestens verlangen musst!

Hier ein verkürztes Beispiel der Berechnung:

Stundensatzberechnung Beispiel

Die WKO bietet einen weitaus detaillierteren Rechner unter Mindestumsatzrechner an. Wichtiger ist es aber, dass du überhaupt rechnest! Wie genau die Rechnung ist, ist relativ egal.

Laufende Überprüfung ist wichtig!

Diese Berechnung kannst du in kürzester Zeit machen und siehst sofort, wieviel du arbeiten musst und welchen Stundensatz du nehmen musst. Wichtiger ist aber, dass du diese Werte später auch einhältst! Um das sicherzustellen, solltest du jeden Monat kurz eine Übersicht erstellen, wie viele Stunden du zu welchem Stundensatz verrechnet hast und wie viel Umsatz du mit Teilen gemacht hast. Es sollte nicht zu schwer sein, diese Werte aus deinen Rechnungen zu ermitteln.

Prüfe monatlich Stunden und Teileumsatz

Gehe alle Rechnungen durch und schreibe alle verrechneten Stunden und den Stundensatz auf. Addiere außerdem die Preise aller verkauften Ersatzteile.

  • Erreichst du die geplanten Stunden?
  • Verrechnest du mindestens den ermittelten Stundensatz?
  • Erreichst du den angepeilten Ersatzteilumsatz?

Wenn du die Vorgaben nicht erreichst, kannst du schon sehr bald sehen, dass sich deine Werkstatt finanziell nicht auszahlt und du wirst dann nicht erst im 2ten, oder 3ten Jahr von den Kosten erschlagen, ohne es zu ahnen. Es wird mit etwas Planung mehr Geld am Konto liegen und wenn die Zahlungen fällig sind, solltest du sie locker bewältigen können.

Natürlich ersetzt dieser Artikel keine professionelle Beratung und du solltest die Finanzen auf jeden Fall auch von deinem Steuerberater auswerten lassen, damit er dich im Detail aufklären kann.

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